Moonfleet, 1898 by Falkner JM

Moonfleet, 1898 by Falkner JM

Autor:Falkner, JM [JM, Falkner]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Adventure & Suspense
Herausgeber: Fischer, 1995
veröffentlicht: 2014-05-21T16:00:00+00:00


XII. KAPITEL

Ein Begräbnis

So standen wir einen Augenblick da und drückten einander die Hand. Dann holte Ratsey tief Luft und sprach: »John, während dieser beiden zurückliegenden Monate hast du dich von einem Jungen zu einem Mann entwickelt. Du warst noch ein Kind, als ich mich an jenem Morgen umdrehte, als wir mit den Packpferden auf dem Weg nach Hoar Head hinauf unterwegs waren, und ich auf dich und Elzevir hinunterschaute, und Maskew auf der Erde lag. Das war eine schlimme Sache, und es bedeutete das Ende für die beste Mannschaft, die je eine Ladung betreut hat; eine weitere Folge davon ist, daß Elzevir und du, daß ihr beide gezwungen seid, euch in Höhlen und Erdlöchern zu verstecken. Du hättest an jenem Morgen mit uns kommen und nicht Zurückbleiben sollen. Das war nichts für kleine Jungs.«

Da war wohl etwas Wahres dran, oder jedenfalls schien es mir damals so, denn nach alledem fühlte ich mich so niedergeschlagen. Aber ich erwiderte nur: »Lassen Sie nur, Mr. Ratsey, wo Master Block ist, muß ich auch sein, und wo er hingeht, dahin will ich ihm folgen.«

Dann ließ ich mich auf meinem Strohlager in der Ecke nieder, weil mein Bein angefangen hatte, weh zu tun. Der Sturm, der während dieser wenigen Minuten nachgelassen hatte, kam nun mit aller Macht wieder, sogar schlimmer als zuvor, und schoß mit heftigen Böen, mit Gischt und Regen durch die seewärtige Öffnung in die Höhle hinein. Kaum hatte ich mich hingesetzt, da fuhr ein gewaltiger Windstoß hinein, ein Schwall von Kälte und feuchter Luft drang bis in die hinterste Ecke und brachte sogar die flackernde Kerze neben mir zum Erlöschen.

»Der Himmel steh’ uns bei, was für eine schreckliche Nacht!« rief Ratsey.

»Der Herr erbarme sich der Männer auf See«, fügte ich hinzu.

»Amen, amen«, sagte er, »und möge jedes Amen, das ich spreche, so sehr aus meinem vollen Herzen kommen, wie dieses. Heute nacht wird die See am Strand von Moonfleet so hoch gehen, daß sie jedes Schiff, das dort vorbeikommt, an Land hebt und noch in die dahinterliegenden Felder wirft. Da würde ich doch sogar lieber in der Mohune-Gruft sterben als in dieser unheimlichen Höhle. Ja zehnmal lieber dort als hier, wenn ich an all die Geschichten über Gespenster und Erscheinungen denke, die über diesen Ort im Umlauf sind – selbst wenn nur die Hälfte davon wahr ist. Laß uns um Himmels willen ein Feuer anmachen. Bevor diese erbärmliche Kerze ausging, habe ich doch noch einen Stapel Treibholz herumliegen sehen.«

Es dauerte einige Zeit, bevor wir das Feuer richtig zum Brennen gebracht hatten. Selbst als die Flamme schon tüchtig loderte, fuhr immer noch hin und wieder ein Windstoß in das Feuer und trieb uns Rauch in die Augen oder ließ einen Funkenschwall durch die Höhle tanzen. Aber allmählich fingen die Scheite an, weiß zu glühen, und gaben eine solch angenehme Wärme ab, daß allein das schon Trost und Heilung von allen Anfechtungen der Menschheit bedeutete.

»Ah ja«, sagte Ratsey, »die Kälte und die Nässe sind mir bis ins Mark gedrungen, und der tückische, unberechenbare Wind hat mich schier umgebracht.



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